Eltern in Guttentag kämpfen für zusätzlichen Deutschunterricht
Die Gemeinde Guttentag ist eine von 54 Gemeinden in der Woiwodschaft Oppeln, in denen Schüler drei Stunden pro Woche am Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache teilgenommen haben. Auf Entscheidung der Abgeordneten von Recht und Gerechtigkeit (PiS) und Kukiz 15 wurde im Dezember 2021 ein Haushalt verabschiedet, in dem die für diesen Zweck vorgesehenen Mittel gekürzt wurden. Als Folge dieser Maßnahmen veröffentlichte der Minister für Bildung und Wissenschaft, Przemyslaw Czarnek, im Februar 2022 eine Verordnung, die polnische Bürger offen diskriminiert, insbesondere Kinder, die den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache besuchen. Aus der Verordnung ergibt sich, dass Schüler, die Deutsch als Minderheitensprache lernen, diese Sprache nur eine Stunde lang lernen können, während andere nationale und ethnische Minderheiten in Polen ihre Sprache weiterhin drei Stunden pro Woche lernen können.
Mattheus Czellnik, Vorsitzender von DFK Guttentag:
Als bekannt wurde, dass der Bürgermeister von Guttentag, Andrzej Jasiński, im neuen Schuljahr keine zusätzliche Deutschstunde finanzieren wollte, wie es im vergangenen Schuljahr der Fall war, stellte die deutsche Minderheit in der Gemeinde Guttentag einen schriftlichen Antrag auf Beibehaltung der Finanzierung der zusätzlichen Stunde. Das Thema wurde während des Treffens der Bildungskommission des Stadtrates von Guttentag angesprochen, aber es wurde damals keine feste Entscheidung getroffen. Um die Eltern zu unterstützen, die Unterstützung für die Finanzierung des Deutschunterrichts forderten, haben die Mitglieder der deutschen Minderheit nicht abgewartet, bis eine Entscheidung getroffen wurde, sondern haben die Initiative ergriffen und Unterschriften für eine Petition gesammelt, in der die Finanzierung von Deutschunterricht für Kinder gefordert wurde. Diese Petition wurde von 1169 Bürgern unterzeichnet und am 24. Juli im Stadtamt abgegeben. In der Stadtratssitzung vom 31.07.2023 teilte der Bürgermeister schließlich mit, dass er beschlossen habe, eine zusätzliche Stunde Deutsch als Minderheitensprache in den Klassen I-III beizubehalten. In den höheren Klassen wird es jedoch keine zusätzlichen Stunden geben. Der Bürgermeister rechtfertigt dies mit fehlenden Haushaltsmitteln, ohne den in der Petition zum Ausdruck gebrachten Willen der Einwohner und das Wohl der Kinder zu berücksichtigen. Wir geben jedoch nicht auf. Wir haben einen Entschließungsentwurf im Rahmen einer Gesetzesinitiative der Bürger vorgelegt, der den Wunsch nach einer zusätzlichen Deutschstunde enthält. Wir warten darauf, dass unser Antrag geprüft und unsere Entschließung verabschiedet wird. Wir vertrauen auf den gesunden Menschenverstand und den guten Willen unserer Ratsmitglieder.
Wie Rafał Bartek, Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD), sagte:
Diese Entscheidung ist sehr nachteilig für unsere Gemeinschaft und vor allem für die Kinder, die jetzt mit minimaler Stundenzahl Deutsch lernen. Wir wollen erreichen, dass diese diskriminierende Verordnung aufgehoben wird. Solange diese Verordnung in Kraft ist, sprechen wir mit den Gemeinden, damit diese die Finanzierung der zwei wegfallenden Stunden übernehmen. Zurzeit zahlen 40 Gemeinden in der Woiwodschaft Oppeln zwei oder eine Stunde zusätzlich, wofür wir als Gemeinschaft sehr dankbar sind. Es gibt jedoch Gemeinden, in denen diese Unterstützung fehlt, wie z. B. in der Gemeinde Guttentag.
Bernard Gaida, Einwohner von Guttentag:
Die Gemeinde Guttentag hat im vergangenen Schuljahr eine zusätzliche Stunde Deutsch als Minderheitensprache bezahlt. In diesem Jahr ist die Situation ganz anders. Uns wurde mitgeteilt, dass die Gemeinde es sich nicht leisten kann, eine zusätzliche Stunde des Deutschunterrichts zu finanzieren. Das Thema, das die Finanzierung betrifft, ist nicht so einfach. Der Staat verletzt die Menschenrechte im Land und damit auch in unserer Gemeinde. Der Versuch, ein systematisch diskriminierendes Recht zu beseitigen, sollte eine der Prioritäten der Gemeinde sein. Es ist auch eine Frage der Reihenfolge der Werte. Wenn jemand diskriminiert wird, sollte es Teil der Werteskala sein, zu versuchen, die Auswirkungen dieser Diskriminierung zu beseitigen. Wenn wir eine solche Ordnung nicht anstreben – dann muss man sich fragen, wo wir als Gesellschaft stehen, ob wir nicht zufällig in unserer zivilisatorischen Entwicklung rückwärts gehen.
Sylwia Kus, Sekretärin der SKGD:
Wir dürfen nicht aufgeben, wir müssen uns bemühen, unseren Kindern so viele Möglichkeiten wie möglich zu geben, Deutsch zu lernen. Wir haben viele Beispiele dafür, dass eine gut beherrschte Sprache ein absoluter Gewinn auf dem Arbeitsmarkt ist. Es bedeutet auch, dass die meisten jungen Menschen in einer Region mit demografischen Problemen bleiben können, weil sie wissen, dass sie gute Arbeitsplätze mit angemessener Bezahlung und Entwicklungsmöglichkeiten finden. Es liegt an uns, den Menschen in der Region, dafür zu sorgen, dass die nächste Generation Deutsch sprechen kann. Vor allem, um unsere Identität und Kultur und damit den unverwechselbaren Charakter dieser Region zu bewahren. Es ist schade, dass nicht alle lokalen Regierungsvertreter dies verstehen.
Text: Maria Smarzoch